Wie ich Chemie-digital nutze

Aus Chemie digital
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Wie es dazu kam

Ein eigenes Wiki habe ich schon seit einiger Zeit im Einsatz. Dort habe ich auch Informationen und Links für Schüler abgelegt, ebenso für Kollegen Informationen zu Computer-Themen. Der Grund warum ich das Wiki nutze ist die Schnelligkeit der Bearbeitung. Ich kann jederzeit, wenn ich an einem Computer mit Internet bin, daran arbeiten und brauche keine spezielle Software. Nach der Anmeldung im Wiki kann ich den Inhalt direkt bearbeiten ... eine wesentliche Besserung zu früher, wo man Dateien zwischen heimischem Computer und Homepage hin und her schieben musste.

Die Wiki-Idee entwickelte sich weiter, als unter einigen Online aktiven Lehrern die Diskussion über das Thema "Digitales Schulbuch" aufkam. Mit bezahlbaren Tablets stellte sich die Frage, warum man nicht alle Bücher digitalisiert um den Schülern (und auch Lehrern) das Schleppen der schweren Bücher zu ersparen. Leider entsprach das nicht den Vorstellungen der Schulbuch-Verlage, die um ihre Einnahmen fürchteten. Einige Verlage boten digitales Material an, aber das das ich kennengelernt hatte, konnte man nicht als echtes Buch bezeichnen und war primitiv gemacht. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde auch der Schultrojaner diskutiert und es stellten sich die Online aktiven Lehrer die Frage, warum man nicht mehr unter den Kollegen - auch über das Internet - austauscht. Wenn man sich unabhängig vom Material der Schulbuchverlage macht, braucht man auch deren Schnüffeleien nicht fürchten. Dazu gab es einige Initiativen wie CC your Edu oder OER = Open Educational Ressources.

So stand die Idee im Raum, warum man nicht gemeinsam an Büchern arbeitet, die frei und kostenlos für alle verfügbar sind. Wenn jeder ein wenig beiträgt es für den Einzelnen nicht so viel Arbeit und man profitiert womöglich sehr viel mehr davon, als man an Zeit investiert. So, wie es ja auch in Wikipedia funktioniert hat. In den Diskussionen wurden einige wichtige Themen deutlich:

  • Bedarf eine digitales Online-Schulbuch einer Zulassung?
  • Welche Software eignet sich am besten für Zusammenarbeit und die fachlichen Belange der Fächer (etwas die Darstellung von Formeln).

Für mich war klar, dass die Media-Wiki-Software, die auch für Wikipedia verwendet wird, am besten geeignet ist. Zumindest nach dem bisherigen Stand, wobei es sicherlich einige Kritikpunkte gab. Aber ich kannte mich im Umgang damit gut aus und kenne viele Kniffe.

Obwohl eigentlich alle ihr generelles Interesse bekundet haben und die Idee an sich gut fanden, fand mein Angebot, dass ich etwas anfangen will, wenig Interesse. Chemie-Lehrer waren sowieso wenig an der Diskussion beteiligt und so sagte ich mir, dass es eben dann alleine machen muss.

Aufgrund der Diskussion bezüglich der Zulassung war mir von vorne herein klar, dass ich das Projekt nicht "Schulbuch" nennen wollte. Außerdem wäre der Aufwand tatsächlich ein vollständiges Schulbuch zu schreiben, viel zu groß für mich alleine. Ich nannte es also "digitales Arbeitsbuch" und wollte es ergänzend zum offiziellen Schulbuch nutzen, dass ja sowieso vorhanden war.

Vorteile eines Online-Wiki-Buches

So stellte sich die Frage, was mir generell das Wiki für Vorteile bieten kann?

Neben der Flexibilität an sich kann ich mit dem Wiki folgendes zusätzlich anbieten:

  • Links zu ausführlichen Informationen zu einem Thema (Wikipedia, Firmen-Seiten, Werbung und andere Spezial-Seiten) können in beliebiger Menge eingebaut werden, man muss nicht umständlich einen Link diktieren sondern trägt ihn einfach ein.
  • Interaktive Tests sind möglich, mit denen ich den Schülern die Möglichkeit biete sich selber zu testen. Ich setze sie gezielt zur Einübungen von bestimmten Fähigkeiten ein oder als Abschluss eines Themas. Die Liste aller bisher vorhandenen Quiz-Seiten sind in der Kategorie:Quiz zu finden.
  • Verlinkung und sogar direkte Einbindung von Videos (nicht nur von YouTube). So müssen die Schüler nicht auf YouTube gehen sondern können den Film hier sehen und werden nicht von Werbung behelligt. Ein Beispiel wo ein Video mit einer Multiple-Choice-Test verbunden wurde.
  • Der Upload von mp3-Hördateien und die Möglichkeit sie direkt auf der Oberfläche abzuspielen ist ebenfalls vorhanden. Es hört sich zwar etwas ungewöhnlich an, aber ich finde, dass es in einigen Situationen sinnvoll ist, eine kleine Anleitung mal ohne Bilder und schriftliche Erklärungen zu liefern. Die Schüler müssen sich genau auf das Gehörte konzentrieren und können dies auch besonders gut, wenn sie Kopfhörer aufhaben. Hier so ein paar Anleitungen.
  • Beispiel-Aufgaben können mit versteckbaren Lösungen versehen werden. So haben auch hier die Schüler die Möglichkeit sich selber zu testen. Wie etwa hier.
  • Die ZUM, die das Wiki unterhält, hat eine Vereinbarung mit dem Medienarchiv von Wikipedia geschlossen. So kann ich alle Bilder auf Wikimedia-Commons direkt nutzen ohne mich um ein Upload und Lizenzen kümmern zu müssen. Da ich die Bilder nicht ausdrucke, brauche ich mich nicht um die Größe und Menge kümmern.Hier und hier Seiten, auf denen ich viele Bilder einsetze.

Aufgaben

Meiner Meinung macht der Einsatz des Wikis zum Beispiel auch dann Sinn, wenn die Schüler am Computer arbeiten. So spare ich Druckkosten und kann auch gleich Links anbieten, die die Schüler nicht noch irgendwo anschreiben müssen. Eventuell kann ich auch gleich Dateien zum Download anbieten, mit denen die Schüler vielleicht arbeiten sollen. Denkbar sind Texte und Tabellendokumente, Dateien von Simulationsprogrammen, Dateien von 3D-Moleküldarstellungen und vieles mehr.

Hier ein Beispiel (auf meinem alten Wiki), wo die Schüler eine Art virtuelles Experiment mit einem Simulationsprogramm machen sollen. Da es an Platz nicht mangelt kann ich ohne Probleme ausreichend Informationen zur Bedienung des Programmes ergänzen. Und es ist auch die Datei zum Download vorhanden, mit der die Schüler dann arbeiten sollen. Zwar haben wir ja auch eine schulinterne Ablagemöglichkeit, die sogar von außen erreichbar ist, aber dafür gibt es einige technische Hürden, die hier nicht vorhanden sind.

Arbeitsblätter, die ich in der Schule bearbeitet habe, wurden meist auch zum Download auf dem Wiki angeboten. Falls ein Schüler eines verliert, gefehlt hat oder einen bunten Ausdruck haben will, kann er sich jederzeit das Arbeitsblatt selbstständig ausdrucken.

Sehen wir in die Zukunft und gehen wir mal davon aus, dass die Schüler alle irgendwann einmal ein Tablet dabei haben, so könnte man das Wiki natürlich auch generell als Ersatz für gedruckte Arbeitsblätter oder Aufgabenzettel verwenden. Da dies aktuell natürlich noch nicht der Fall ist, konnte ich also nicht so einfach die Aufgaben dort ablegen und von den Schülern verlangen, sie dort abzulesen. Allerdings habe ich viele Aufgaben, die ich im Unterricht bearbeitet habe, auch im Wiki abgelegt. Die dann aber auf einen Zettel kopiert und im Unterricht an die Schüler ausgegeben. Zu den Aufgaben im Wiki biete ich teilweise die Lösung oder ergänzende Hinweise auf andere Seiten an, die mehr Informationen zu einem (Anwendungs-)Thema haben.

Flipped Classroom

Hilfsmittel im Wiki

Da ich die Wiki-Software schon länger nutze habe ich mir den Einsatz von Vorlagen angewöhnt. Langer Text hintereinander, wird zu langweilig. So habe ich wichtige Dinge visuell hervorgehoben und spezielle Rahmen für einzelne Teile erstellt. Es gibt Vorlagen für

  • Hinweise auf Seiten im Buch, in denen man die wichtigen Sachen nachlesen kann.
  • Aufgabenstellungen, die nummeriert werden können. Das war von Schülern sogar angefragt worden, weil sonst ein Hinweis auf eine einzelne Aufgabe etwas schwierig wurde.
  • Ein roter Rahmen für die wichtigen Informationen, die gelernt werden müssen.
  • Bild und spezieller Hintergrund für Experimente.

Für Links gibt es kleine Bilder, die zeigen, auf welche Art von Medium der Link führt:

  • Video
  • Hördatei
  • Wikipedia-Seite
  • pdf-Dokument
  • sonstiges Text-Dokument

Vor- und Nachteile für die Schüler

Im Idealfall haben die Schüler von allem natürlich ein Vorteil. Das zeigte sich bei meinem bisherigen Einsatz an einigen Schülern, die das Angebot gut nutzen:

  • In der Schule ruhige Schüler, die aber an sich fleißig sind, konnten sich zu Hause gut auf den Unterricht vorbereiten und haben die Übungs- und Kontrollangebote genutzt. Es zeigte sich tatsächlich bei einigen eine erhebliche Notenbesserung um bis zu zwei Stufen.
  • Schüler die gefehlt haben, bekamen von mir die Information, welchen Abschnitt wir bearbeitet hatten und konnten so alles nacharbeiten. Auch ein fehlendes Arbeitsblatt war kein Problem, denn sie konnten es sicher selber zu Hause ausdrucken und mussten nicht warten, bis sie eines von mir bekommen.